Ernährung eines Hundewelpen

Energiebedarf

Hundewelpen haben einen etwa zwei- bis dreifach höheren Energiebedarf pro kg Körpergewicht als adulte Hunde. Dies resultiert aus dem schnellen Wachstum, der Ausbildung von Gewebe (insbesondere Muskelmasse und Skelett), der Organentwicklung sowie aus einem gesteigerten Bewegungsdrang.

Protein (Eiweiß)

Protein ist essenziell für den Aufbau von Muskulatur, Enzymen, Hormonen und Zellstrukturen. Welpen benötigen eine höherwertige und leicht verdauliche Proteinquelle. Der Proteingehalt sollte je nach Rasse und Wachstumsrate ca. 22–30 % der Trockenmasse betragen.

Kalzium-Phosphor-Verhältnis

Ein ausgewogenes Verhältnis von Kalzium zu Phosphor (idealerweise 1,2:1 bis 1,5:1) ist entscheidend für ein gesundes Knochenwachstum. Ein Ungleichgewicht kann zu skelettalen Entwicklungsstörungen (z. B. Osteochondrose, Hüftdysplasie) führen – speziell bei großen Rassen.

Fütterungsmenge und -frequenz

Welpen sollten anfangs 4–5 kleine Mahlzeiten täglich erhalten. Ab dem dritten Lebensmonat kann schrittweise auf 3, später auf zwei Mahlzeiten reduziert werden. Die Ration sollte an das zu erwartende Endgewicht angepasst sein.

Spezielle Anforderungen bei großen Rassen

Große Rassen (z. B. Deutsche Dogge, Retriever, Schäferhund) profitieren von einem kontrollierten Wachstum, um orthopädische Erkrankungen zu vermeiden. Eine moderate Energie- und Kalziumzufuhr ist wichtig. Spezielle „Large Breed Puppy“-Diäten sind sinnvoll.

Zusätze und Supplemente

Bei Verwendung eines Alleinfuttermittels sind Zusätze in der Regel nicht notwendig. Eine Supplementierung kann sogar schädlich sein, insbesondere mit Kalzium oder Vitamin D.


Ernährung eines Katzenwelpen

Höherer Energie- und Proteinbedarf bei Katzen

Katzenwelpen haben einen noch höheren Energiebedarf pro kg Körpergewicht als Hundewelpen. Ihre Ernährung muss deutlich proteinreicher sein, da Katzen obligate Karnivoren sind. Der Proteingehalt sollte mindestens 30–40 % in der Trockenmasse betragen.

Essenzielle Nährstoffe für Katzen

Katzen sind stärker auf bestimmte Nährstoffe angewiesen, die in pflanzlichen Produkten nicht oder nur in geringen Mengen enthalten sind:

  • Taurin: essenziell für Herz, Augen und Fruchtbarkeit. Mangel führt zu Kardiomyopathie und Retina-Degeneration.
  • Arachidonsäure: essenzielle Fettsäure, nur in tierischen Fetten vorhanden.
  • Vitamin A (Retinol): kann von Katzen nicht aus β-Carotin synthetisiert werden – muss direkt in der aktiven Form zugeführt werden.
  • Niacin (Vitamin B3): Katzen haben einen erhöhten Bedarf und können es nicht ausreichend selbst synthetisieren.

Kalzium und Phosphor

Auch bei Katzenwelpen ist das Kalzium-Phosphor-Verhältnis entscheidend für gesundes Wachstum (1:1 bis 1,5:1). Zu viel Phosphor kann bei zu geringer Kalziumzufuhr zu Knochenschäden führen.

Fütterungstechnik

Katzenwelpen können mit etwa 4 Wochen mit fester Nahrung zugefüttert werden (zunächst breiig, evtl. angefeuchtetes Trockenfutter oder spezielles Kitten-Nassfutter). Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt (anfangs 4–5, später 3) sind sinnvoll.


Unterschiede zur Ernährung adulter (erwachsener) Tiere

MerkmalWelpen (Hund/Katze)Erwachsene Tiere
EnergiebedarfDeutlich erhöhtErhaltungsbedarf
ProteingehaltHöher (Muskulatur, Gewebeaufbau)Moderat
Kalzium-Phosphor-BedarfStreng reguliert, kritisch fürs WachstumStabilisiert, weniger sensibel
FütterungsfrequenzMehrere kleine Mahlzeiten1–2× täglich (Hund) / mehrere (Katze)
Spezielle Nährstoffe (Katze)Taurin, Arachidonsäure, Vitamin A, Niacin notwendigEbenfalls, aber geringere Mengen
Gefahr der Über- oder UnterversorgungHoch bei selbst zusammengestellten RationenGeringer, aber vorhanden

Fazit

Die Ernährung von Welpen muss exakt auf deren Bedürfnisse abgestimmt sein. Bei kommerziellem Futter ist die Auswahl eines hochwertigen, auf die Altersgruppe abgestimmten Alleinfuttermittels essenziell. Selbst zubereitete Rationen sind nur mit tierärztlich erstelltem Futterplan und regelmäßigen Kontrollen empfehlenswert. Insbesondere bei großen Hunderassen sowie bei Katzenwelpen ist eine falsche Fütterung mit erheblichen Risiken für die Gesundheit verbunden.

Rationsbeispiele für Hundewelpen

Allgemein:

  • Grundlage ist die Verwendung von Alleinfuttermitteln mit dem Vermerk „für Welpen“ bzw. „für Welpen großer Rassen“.
  • Eigenzubereitung ist möglich, erfordert aber fundierte Berechnung.

Beispiel 1: Fertigfutter-Ration – kleiner bis mittelgroßer Welpe (Endgewicht ca. 10–15 kg)

Alter: 10 Wochen
Gewicht: 4 kg
Produkt: Kommerzielles Nassfutter „Junior“ (z. B. 80 kcal/100 g)
Tagesenergiebedarf: ca. 360–400 kcal
Futtermenge: ca. 500 g Nassfutter (in 4 Mahlzeiten)

Fütterungsplan:

  • 07:00 – 125 g
  • 11:00 – 125 g
  • 15:00 – 125 g
  • 19:00 – 125 g

Wasser: immer frei verfügbar
Snacks: maximal 10 % der Tagesenergie, z. B. kleine Trainingsleckerlis


Beispiel 2: Selbstgekochte Ration – mittelgroßer Welpe (Endgewicht ca. 20 kg)

Alter: 14 Wochen
Gewicht: 7 kg
Tagesbedarf: ca. 500–550 kcal

Tägliche Ration (Beispielrechnung mit NRC-Werten, d. h. Bedarfswerte):

  • 150 g mageres Fleisch (Huhn, Rind, gegart)
  • 100 g gegarter Reis oder Kartoffeln
  • 50 g gekochtes Gemüse (Karotten, Zucchini, Kürbis)
  • 1 TL hochwertiges Öl (z. B. Lachsöl)
  • Kalziumquelle: 1,5 g Eierschalenpulver ODER veterinärisches Mineralfutter für Welpen
  • Zusätze: je nach Bedarf Vitamin-Mineral-Präparat, keine Selbstdosierung

Diese Ration muss regelmäßig überprüft und angepasst werden (z. B. Wachstumskurve, Kotbeschaffenheit, Blutwerte).


Besonderheit: Großrasse-Welpe (z. B. Dogge)

  • Energiezufuhr begrenzen → „moderates Wachstum“ statt maximaler Zunahme
  • Spezielle „Large Breed Puppy“-Futter verwenden
  • Energiebedarf NICHT überschreiten – Risiko von HD, ED, Panostitis

Rationsbeispiele für Katzenwelpen

Allgemein:

  • Katzenwelpen benötigen ein protein- und fettreiches Futter mit tierischen Komponenten.
  • Taurin, Vitamin A, Arachidonsäure und Niacin müssen in ausreichender Menge enthalten sein.

Beispiel 1: Fertigfutter-Ration – Katzenwelpe 8 Wochen alt

Gewicht: ca. 1 kg
Tagesenergiebedarf: ca. 250–300 kcal
Futter: Kitten-Nassfutter (z. B. 100 kcal/100 g)
Tagesmenge: ca. 250–300 g Nassfutter, verteilt auf 4–5 Mahlzeiten

Beispielprodukt (z. B. mit 12 % Rohprotein, hoher Feuchtigkeitsanteil, Taurinzusatz mind. 1000 mg/kg)
Zusatz: kein zusätzlicher Taurinbedarf bei ausgewiesenen Kittenfuttern


Beispiel 2: Selbstzubereitete Ration (nur mit tierärztlicher Beratung!)

Alter: 12 Wochen
Gewicht: 1,5 kg
Tagesbedarf: ca. 350 kcal

Tägliche Ration:

  • 80 g Hühnerfleisch roh oder leicht gegart (mit Haut)
  • 30 g Hühnerherzen oder Leber (Vitamin A-Quelle, max. 2×/Woche)
  • 5 g gekochtes Eigelb (Cholin, Biotin)
  • 1 TL Fischöl (EPA/DHA)
  • Mineral-/Vitaminpräparat für Katzenwelpen (z. B. mit Ca, Taurin, Arachidonsäure)
  • Kein Getreide notwendig, kleine Mengen püriertes Gemüse möglich, aber nicht erforderlich

Achtung: Diese Ration ist nicht vollständig, solange nicht alle Mikronährstoffe exakt berechnet wurden.


Moderne Erkenntnisse und Empfehlungen

  • Bei Hundewelpen großer Rassen: Energiezufuhr limitiert halten, nicht das Wachstum beschleunigen!
  • Taurinbedarf bei Katzenwelpen: Bis zum Alter von 6 Monaten besonders hoch – Minimum 250 mg/Tag bei Eigenration
  • Frühzeitige Futterumstellung auf festes Futter ab der 4. Lebenswoche möglich (bei Hunden und Katzen)
  • Keine Rohfütterung (BARF) bei Welpen ohne professionelle Rationsberechnung (Risiko von Mangelernährung, v. a. Ca/P)
  • Wachstumskurven regelmäßig kontrollieren, z. B. mit den WSAVA Puppy Growth Charts

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie oft und wie viel sollte ein Welpe gefüttert werden?
Welpen sollten mehrmals täglich gefüttert werden, da ihr Energiebedarf hoch und ihr Magenvolumen begrenzt ist.

Ab dem 6. Monat (je nach Rasse): Reduktion auf 2 Mahlzeiten/Tag möglich
Die Futtermenge richtet sich nach dem zu erwartenden Endgewicht, der Rasse, dem Wachstumsverlauf und dem Energiegehalt des Futters. Idealerweise erfolgt die Rationsberechnung nach NRC- (Bedarfswerte des National Research Council) oder FEDIAF-Richtlinien (European Pet Food Industry Federation Leitlinien für die Herstellung von Heimtierfutter)

Im Alter von 8–12 Wochen: 4 Mahlzeiten/Tag

Ab dem 3.–6. Monat: 3 Mahlzeiten/Tag

Was ist besser: Trockenfutter, Nassfutter oder selbst gekochtes Futter?
Alle Fütterungsformen können geeignet sein, sofern sie bedarfsdeckend und ausgewogen sind.

  • Komplettfutter (Trocken/Nass): muss als „Alleinfutter“ deklariert sein und den gesetzlichen Anforderungen (FEDIAF) entsprechen.
  • Selbst zubereitete Rationen (gekocht oder roh): nur unter Anleitung eines tierärztlichen Ernährungsberaters, da Mangelerscheinungen oder Fehlversorgungen im Wachstum schwerwiegende Folgen haben können.
  • Grundsätzlich sollte das Futter dem Wachstumsstadium angepasst sein („Junior“-Futter).

Welche Nährstoffe sind für Welpen besonders wichtig?
Für ein gesundes Wachstum benötigen Welpen ein ausgewogenes Verhältnis von:

  • Energie (nicht zu viel, um übermäßiges Wachstum zu vermeiden)
  • hochwertigem Protein (für Muskeln und Organe)
  • Calcium und Phosphor im richtigen Verhältnis (ideal Ca:P ≈ 1.2–1.4:1), besonders wichtig bei großen Rassen
  • Fettsäuren wie DHA für die neurologische Entwicklung
  • Vitamine und Spurenelemente, z. B. Zink, Kupfer, Vitamin D

Ein Ungleichgewicht, v. a. bei Ca und Energie, kann zu orthopädischen Erkrankungen führen (z. B. Hüftdysplasie, OCD).

Wann sollte ein Welpe auf Adult-Futter umgestellt werden?
Der Zeitpunkt richtet sich nach der Rasse und dem zu erwartenden Endgewicht:

Große Rassen (>25 kg): erst mit 12–18 Monaten, da sie länger wachsen
Ein zu früher Wechsel auf Adult-Futter kann das Risiko für Wachstumsstörungen erhöhen. Die Umstellung sollte schrittweise über 5–7 Tage erfolgen, um Verdauungsproblemen vorzubeugen.

Kleine Rassen: Umstellung meist mit 9–12 Monaten