Was bedeutet „individualisierte Therapie“?
Individuelle Therapie – maßgeschneiderte Medizin für Ihr Tier
Stellen Sie sich vor, Ihr Hund oder Ihre Katze bekäme eine Behandlung, die sich genau nach den Besonderheiten Ihres Tieres richtet. Genau das meint individualisierte (auch „personalisierte“ oder „präzisions-“) Therapie.
Warum lohnt sich das?
Mehr Wirkung, weniger Nebenwirkungen
Wenn Medikament und Dosis optimal zu Gewicht, Alter, Erbgut und Begleiterkrankungen passen, springt der Körper besser darauf an – und unerwünschte Effekte treten seltener auf.
Weniger „Versuch & Irrtum“
Statt mehrere Präparate nacheinander zu testen, kann man oft schon im Vorfeld das vielversprechendste Mittel auswählen.
Höhere Lebensqualität
Gerade bei chronischen Problemen wie Allergien, Arthrose oder bestimmten Krebserkrankungen verlängert eine passgenaue Therapie schmerz- und beschwerdefreie Phasen.
So sieht Individualisierung in der Praxis aus
Was wird angepasst?
Beispiele
Allergien & Hauterkrankungen
Auswahl der Allergene oder Antikörper, Behandlungsintervall
Cytopoint®-Injektion gegen Juckreiz beim Hund; individuelle Allergen-Impfmischungen für Hunde & Katzen
Schmerz & Arthrose
Monats-Spritzendosis nach Gewicht, Anpassung je nach Aktivitätsdaten
Solensia™ für Katzen; Bewegungs-Tracker liefert Infos, ob die Dosis reicht
Krebserkrankungen
Medikament nach Tumor-Genprofil; krebsbezogene Impfungen
Gen-Test beim Lymphom des Hundes → gezielte Chemo; DNA-Impfung (Oncept®) bei Melanomen
Genetische Empfindlichkeiten
Vermeidung toxischer Wirkstoffe, Dosisanpassung
MDR1-Gentest bei Collies & Shelties schützt vor Ivermectin-Vergiftung
Infektionen
Dosierung nach Verlauf und Blutspiegel (TDM)
FIP-Therapie bei Katzen: individuelle Dauer & Dosis von GS-441524
Ernährung & Darmgesundheit
Futterrezeptur nach Mikrobiom-Analyse
Kot-Sequenzierung zeigt, welche Probiotika oder Diäten helfen könnten
Was bedeutet das für Sie als Tierhalter?
Gezieltere Tests
Ihr Tierarzt könnte spezielle Blut-, Gen- oder Kotuntersuchungen vorschlagen. Sie liefern die Basis, um Therapie und Futterplan zu personalisieren.
Laufende Kontrolle
Vielleicht werden Blutspiegel gemessen oder Sie erfassen Aktivitätsdaten per Halsband-Tracker. Solche Infos helfen, Dosen fein nachzujustieren.
Höhere Kosten – aber oft schneller ans Ziel
Spezialtests und moderne Antikörper-Medikamente sind nicht billig. Wird jedoch das „perfekte“ Mittel früh gefunden, spart man sich viele Folgebehandlungen.
Transparente Entscheidung
Fragen Sie nach Nutzen, Risiken und Alternativen – der Tierarzt sollte erklären, ob es solide Studien gibt oder noch Erfahrungswerte gesammelt werden sollen.
Grenzen und Herausforderungen
Wissenschaftliche Datenlage
Bei manchen Verfahren (etwa Mikrobiom-Diäten) ist die Studienzahl noch klein. Nicht jede Innovation wirkt bei jedem Tier.
Regulatorische Hürden
Einige Wirkstoffe (z. B. GS-441524 gegen FIP) dürfen in Europa nur unter bestimmten Auflagen eingesetzt werden.
Schritt-für-Schritt zum maßgeschneiderten Plan
1. Basis-Genchecks
MDR1-Test bei gefährdeten Rassen, ggf. rassespezifische Epilepsie-Marker
Vermeidung gefährlicher Medikamente, bessere Dosisfindung
2. Einsatz zugelassener Biologika
Cytopoint®, Solensia™ & Co. genau nach Gewicht und Wirkungstests dosieren
Anhaltende Symptomkontrolle ohne tägliche Tabletten
3. Erweiterte Labordiagnostik
Tumor-Sequenzierung, Mikrobiom-Profil
Auswahl der bestmöglichen Krebstherapie bzw. Diät
4. Verlaufsmonitoring
Blutspiegel, Schmerz-Scores, Aktivitätsdaten
Früherkennung von Rückfällen oder Unterdosierungen
Schlussfolgerungen
Die individualisierte Therapie hält längst Einzug in die Kleintiermedizin. Wer bereit ist, in genauere Diagnostik und etwas Planungsaufwand zu investieren, kann seinem Vierbeiner oft wirksamere und schonendere Behandlungen bieten. Ihr Tierarzt ist der beste Ansprechpartner, um gemeinsam zu entscheiden, welche Personalisierungs-Bausteine für Ihren Hund oder Ihre Katze sinnvoll sind.Unter einer individualisierten (bzw. personalisierten oder „Precision-“) Therapie versteht man ein Behandlungskonzept, bei dem Diagnostik, Wirkstoffauswahl, Dosierung und Begleitmaßnahmen gezielt auf die individuellen biologischen Eigenschaften des einzelnen Patienten zugeschnitten werden.
Aktuelle Anwendungen bei Hund und Katze
(Für Ihren Tierarzt / Ihre Tierärztin)
Fachgebiet | Konkret umgesetzte Formen der Individualisierung | Evidenz & Hinweise |
---|---|---|
Dermatologie | • Lokivetmab (Cytopoint®) – caninisierter Anti-IL-31-mAb, Dosis nach Körpergewicht, individuell an Behandlungsintervall angepasst pubmed.ncbi.nlm.nih.govbmcvetres.biomedcentral.com • ASIT – Allergenextrakte werden nach serologischem oder intrakutanem Test speziell für jedes Tier gemischt veterinary-practice.com | Kontrollierte Studien belegen anhaltende Juckreizreduktion; bei ASIT 60–70 % Erfolgsraten |
Onkologie | • Genom-Profiling von Lymphomen/Osteosarkomen → zugeordnete TKIs oder Chemotherapien; KI-gestützte „Drug-Response-Prediction“ (ImpriMed) pmc.ncbi.nlm.nih.govdvm360.com • Immuntherapie: DNA-Tumorvakzine Oncept® gegen orale Melanome, Einsatz nach chirurgischer Kontrolle pmc.ncbi.nlm.nih.gov | Studien zeigen verlängertes krankheitsfreies Intervall; Nutzen muss fallbezogen abgewogen werden |
Schmerz-/Orthopädie | • Frunevetmab (Solensia™) bei feline Osteoarthrose, monatlich s.c., Dosierung nach Gewicht todaysveterinarypractice.com • Autologe Stammzell- oder PRP-Therapien, je nach Grad der Arthrose | Monoklonale Antikörper zeigen signifikante Schmerzreduktion & bessere Lebensqualität |
Pharmakogenetik / Toxikologie | • MDR1-Gen-Test zur Vermeidung neurotoxischer Ivermectin- oder Acepromazin-Dosen bei mutierten Collies/Shelties prime.vetmed.wsu.eduaaha.org • Rassedispositionen für CYP-Polymorphismen (z. B. Phenobarbital-Metabolismus) | Routine-Gentest verändert klinisches Vorgehen (Dosisanpassung oder alternativer Wirkstoff) |
Infektiologie | • FIP-Therapie: Dosierung von GS-441524/Remdesivir wird auf Körpergewicht, Krankheitstyp und TDM-Daten abgestimmt; kürzere 42-Tage-Protokolle werden aktuell untersucht pubmed.ncbi.nlm.nih.govjournals.sagepub.com | Heilungsraten > 80 %; TDM noch Forschung, aber zielt auf weitere Individualisierung |
Ernährung / Gastroenterologie | • Mikrobiom-Sequenzierung (AnimalBiome™, Purina Petivity™) → angepasste Prä-/Probiotika oder Diätformulierung animalbiome.vetproplanvetdirect.com • Nutrigenomik: Futterempfehlungen nach Genvarianten und Stoffwechselprofilen (Pilotstudien) sciencedirect.com | Erste Studien zeigen Verbesserung bei chronischem Durchfall und Gewichtsmanagement |
Rehabilitation / Verhalten | • Wearable-Daten (Schrittzähler, HRV) steuern Physiotherapie-Umfang oder Analgetikadosis individuell | Zunehmende Nutzung in Sport- und geriatrischen Patienten |
Chancen
Höhere Wirksamkeit & geringere Nebenwirkungen durch passgenaue Wirkstoffwahl und -menge.
Schnelleres Ansprechen und kürzere Gesamtdauer der Therapie (z. B. verkürzte FIP-Protokolle).
Bessere Lebensqualität und Compliance: weniger Trial-and-Error, längere schmerzfreie Intervalle.
Neue Geschäftsmodelle für Labore (Genom- & Mikrobiom-Analytik) und Telemedizin-Dienstleister.
Zusammenfassung
Der Trend zur individualisierten Therapie ist in der Kleintiermedizin klar erkennbar – von genetischen Vortests über zielgerichtete Biologika bis zu maßgeschneiderten Futter- und Mikrobiomprogrammen. Trotz höherer Kosten und noch lückenhafter Evidenz ermöglicht die konsequente Berücksichtigung patientenspezifischer Faktoren eine präzisere, oft schonendere Behandlung und eröffnet neue Optionen insbesondere in Onkologie, Dermatologie, Schmerz- und Infektionsmedizin.
Für die praktische Umsetzung empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen:
Basis-Gentests (z. B. MDR1) als Routine.
Gezielter Einsatz zugelassener Biologika (lokivetmab, frunevetmab) bei klarer Indikation.
Kooperation mit spezialisierten Laboren für Tumor-Sequenzierung oder Mikrobiom-Analysen.
Kontinuierliche Erfolgskontrolle durch TDM, klinische Scores und Wearable-Daten.
So lässt sich der Nutzen der Individualisierung bereits heute in der alltäglichen Kleintierpraxis realisieren – und wird sich mit fortschreitender Forschung weiter ausbauen.
Die Gesundheit und das Wohlbefinden von Haustieren fördern
Unsere Mission ist es, Tierbesitzern mit wertvollen Informationen und Empfehlungen zu helfen, die Gesundheit und Lebensqualität ihrer Haustiere zu verbessern.


Wertvolle Tipps für die Gesundheit Ihrer Tiere
Erfahren Sie, wie Sie die Gesundheit Ihres Haustiers verbessern und mehr über unsere Dienstleistungen entdecken können. Melden Sie sich an oder abonnieren Sie uns für aktuelle Informationen.
Gesundheit für Hunde und Katzen
Hier finden Sie hilfreiche Antworten auf die häufigsten Fragen rund um die Gesundheit Ihres Haustiers.
Wir informieren über:




Sie möchten mehr erfahren? Dann besuchen Sie unser großes
Gesundheitsportal https://petsvetcheck.de
Unsere Website „Petsvetcheck“ ist eine Website, die umfassende Informationen und Werkzeuge für die Gesundheitsvorsorge bei Hunden und Katzen bietet. Die Plattform bietet eine große Datenbank mit Informationen über Krankheiten, Symptome, Notfälle und Vergiftungen. Ein herausragendes Feature ist der Symptom-Checker, der mit Methoden der Künstlichen Intelligenz entwickelt wurde und Nutzern hilft, potenzielle Erkrankungen ihres Tieres zu identifizieren. Weiterhin bietet „Petsvetcheck“ aktuelle Neuigkeiten (Neues Wissen) mit Informationen zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich der Kleintiermedizin. Ein Glossar mit veterinärmedizinischen Fachbegriffen rundet den Inhalt des Portals ab.
Was sonst noch interessant ist:

Wie oft sollte mein Haustier untersucht werden?
Regelmäßige jährliche Untersuchungen werden empfohlen, um die Gesundheit zu überwachen.

Welche Impfungen sind für mein Tier notwendig?
Die empfohlenen Impfungen variieren je nach Tierart und Lebensstil. Hier finden Sie die Impfempfehlungen für Hunde und Katzen:

Wie erkenne ich, ob mein Haustier krank ist?
Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten, Appetit und Bewegungsfreude.

Was sind die wichtigsten Krankheiten bei Hunden und Katzen?
Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten, Appetit und Bewegungsfreude.

Welche Ernährung ist am besten für mein Haustier?
Eine ausgewogene Ernährung, abgestimmt auf Alter, Größe und Aktivitätslevel Ihres Tieres, wird empfohlen.