Die erfolgreiche Sozialisierung von Hunde- und Katzenwelpen miteinander ist grundsätzlich möglich, erfordert jedoch eine strukturierte, geduldige Herangehensweise und ein tiefes Verständnis für das arteigene Verhalten beider Spezies. Im Folgenden finden Sie eine fachlich fundierte Übersicht zu den wichtigsten Aspekten:


Grundlagen der Sozialisierung

  • Prägephase bei Hunden: ca. 3. bis 12. Lebenswoche
  • Sozialisierungsphase bei Katzen: ca. 2. bis 7. Lebenswoche

In diesen Phasen sind die Tiere besonders empfänglich für neue Reize und soziale Kontakte. Begegnungen mit anderen Tierarten in dieser Zeit erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ein friedliches Miteinander im späteren Leben signifikant.


Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vergesellschaftung

  1. Alter der Tiere: Idealerweise sollten beide Tiere noch im Welpenalter sein, wenn sie sich kennenlernen.
  2. Gesundheitsstatus: Beide Tiere müssen klinisch gesund und parasitenfrei sein (inkl. Impfstatus).
  3. Positive Vorprägung: Idealerweise haben beide Tiere bereits positive Erfahrungen mit der jeweils anderen Art gemacht.
  4. Rassespezifische Unterschiede: Jagdtrieb (z. B. bei Terriern oder Windhunden) oder misstrauisches Verhalten (z. B. bei Katzen mit geringer Sozialisierung) können das Vorgehen erschweren.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Zusammenführung

1. Räumliche Vorbereitung

  • Eigener Rückzugsort für beide Tiere (Höhle/Kratzbaum für Katze, Körbchen für Hund)
  • Getrennte Futter- und Ruhebereiche
  • Möglichkeit der optischen aber nicht physischen Trennung (z. B. durch Gittertür oder Transportbox)

2. Erster Kontakt – Geruchsaustausch

  • Decken oder Spielzeuge des jeweils anderen Tieres austauschen
  • Positive Verknüpfung über Futter, Spiel oder Streicheleinheiten

3. Beobachtete Begegnung auf Distanz

  • Katze in erhöhter Position oder gesichert im Raum, Hund angeleint
  • Dauer kurz halten, positiver Abschluss durch Belohnung

4. Steigerung der Dauer und Reduktion der Distanz

  • Gemeinsame Zeit unter Aufsicht verlängern
  • Hund trainieren, auf Kommando ruhig zu bleiben (z. B. „Sitz“, „Bleib“)
  • Katze soll Fluchtmöglichkeit haben, aber nicht dauerhaft „verbannt“ werden

5. Unbeaufsichtigter Kontakt erst nach Wochen

  • Die Körpersprache sollte aufmerksam beobachtet und gedeutet werden. Es sollten keine Anzeichen von Aggression wie Knurren, Fixieren und mit Pfoten schlagen vorhanden sein.
  • Erst, wenn beide Tiere dauerhaft ruhig und respektvoll miteinander umgehen, ist auch ein unbeaufsichtigter Kontakt möglich.

Warnsignale und Management

  • Katze: Fixieren, Fauchen, Zurücklegen der Ohren, Fluchtverhalten
  • Hund: Starren, Bellen, starke Aufgeregtheit, Schnappen

In solchen Fällen ist ein Abbruch notwendig, ggf. muss man zur vorherigen Stufe zurückkehren oder eine professionelle Hilfe suchen.


Langfristige Koexistenz fördern

  • Gemeinsames Spiel unter Aufsicht
  • Vermeidung von Ressourcenstreit (z. B. Futter oder Lieblingsplätze)
  • Stressarme Umgebung: keine lauten Geräusche, ausreichend Beschäftigung

Tierärztliche Unterstützung

Bei problematischer Vergesellschaftung kann ein auf Verhalten spezialisierter Tierarzt (zertifizierte Weiterbildung in Verhaltenstherapie nach ATF oder ESAVS) hilfreich sein. Auch Pheromonpräparate (z. B. Adaptil® für Hunde, Feliway® für Katzen) können unterstützend wirken.


Fazit

Eine erfolgreiche Sozialisierung von Hund und Katze ist bei Berücksichtigung von Alter, Verhalten, Umgebung und schrittweisem Vorgehen meist mit etwas Geduld recht möglich. Entscheidend ist, dass beide Tiere lernen, den jeweils anderen nicht als Bedrohung zu sehen, sondern bestenfalls als neutralen oder sogar positiven Sozialpartner.